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We are family

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Alle unter einem Dach

Wenn Ernst Rieser, dritte Generation im familiengeführten Hotel Rieser in Pertisau, auf die Arbeit seiner Großeltern und Eltern blickt, erfüllt es ihn mit Stolz.

Heute hält er gemeinsam mit Frau Gabi und den drei Töchtern Theresa, Alexandra und Patricia die Zügel im 4-Sterne-Superior-Haus am Achensee in der Hand. Was früher anders war als heute, warum Familie das Ein und Alles ist und wo die künftige Reise dieser Großfamilie hingeht, erfahren Sie in diesem Interview.

Wir schreiben das Jahr 1935. Johann und Anna sind voller Tatendrang und Motivation und erwerben den Oberhaushof in Pertisau. Nach den schwierigen Kriegsjahren verwirklicht das engagierte Paar seinen Traum und richtet die ersten Gästezimmer ein. Stattliche 70 Betten mit fließendem Kalt- und Warmwasser drei Zimmer sogar mit Badewanne locken viele Gäste in die Sommerfrische an den Achensee. Das war Luxus in der Nachkriegszeit. Sohn Hans trat bald in die Fußstapfen der Eltern und ließ Ende der 50er Jahre zum ersten Mal das Hotel für eine Wintersaison eröffnen. Seitdem wurde kontinuierlich weitergetüftelt: Ein Haupthaus mit Rezeption, Empfangshalle, Bar, Hallenbad, Sauna, Fitnessraum und rund 30 Zimmer mit einer für die damalige Zeit ungewohnten Größe von 32 m² entstanden. Hier war man mit Weitblick am Werk.

Familie ist im Hause Rieser das Ein und Alles.

Dieses Interview wurde am 26. August 2022 geführt.

Herr Rieser, im Jahre 1982 als frischer Abgänger der Hotelfachschule sind Sie in die Fußstapfen Ihrer Eltern Hans und Annemarie getreten. Damals eine selbstverständliche Ehrensache, oder?

„Ja, sicherlich war es zu den Zeiten gar nicht üblich, eine solche Nachfolge in Frage zu stellen. Als der Jüngste von vier Geschwistern, die bereits anderweitig in der Branche Fuß gefasst hatten, blieb ich sozusagen nur mehr allein daheim übrig und da hätte es gar keine Alternative gegeben. Mein Bruder Hansi und meine Schwester Karin arbeiteten nämlich zu der Zeit im Hotel Buchau in Maurach, welches sie in den Jahren mit viel Engagement zu einem erfolgreichen Kinderhotel umstrukturiert haben. Im Grunde hätte ich mir auch nie etwas anderes vorstellen können, als hier an der Seite meiner Eltern diesen Weg einzuschlagen. Damals war mein Vater auch als Bürgermeister tätig und den Hauptteil der Arbeit stemmten meine Mutter, meine Schwester Anni und ich.

Mein großes Steckenpferd war zudem die Leitung des angrenzenden Sportcenters mit acht Tennisplätzen. Alles unter einen Hut zu bringen war kein leichtes Unterfangen. Meine Frau Gabi, die ich hier im Hotel als Rezeptionistin kennengelernt habe, wurde bald zu einer wichtigen Stütze an meiner Seite.

Alexandra und Patricia, auch Ihr habt Euch dafür entschieden, an der Seite Eurer Eltern zu arbeiten. Eure Schwester Theresa unterstützt Euch gewollt im Hintergrund. Lasst uns anhand Eurer Erfahrung über das Thema Nachfolge in der heutigen Zeit sprechen.

Alexandra: Obwohl uns unsere Eltern nie in diese Richtung gedrängt haben, war es für mich ganz natürlich, schon von Kind auf in diese Richtung zu denken. Unser Hotel in fremde Hände zu geben, das hätte ich mir nie vorstellen können. Theresa, unsere älteste Schwester, wollte zwar im Betrieb arbeiten, aber eher im Hintergrund. Ich hab’ es mir zugetraut, Verantwortung zu übernehmen und in die Fußstapfen meiner Eltern zu treten. Zu wissen, dass meine Schwester Patricia eine ähnliche Ansicht hatte, hat mich natürlich in meiner Entscheidung bestärkt.

Patricia: Genau so war es. Zu wissen, ich kann hier fest auf die eigenen Schwestern und Eltern zählen, bringt schon viele Vorteile mit sich. So hat jeder eine für sich passende Rolle hier im Haus gefunden. Das Seite-an-Seite sowohl im Beruf als auch privat war schon das, was ich mir immer vorgestellt hatte. Wichtig dabei sind aber auch gewisse Freiräume. Jeder gönnt sich zum Beispiel in der Woche mindestens einen freien Tag. Sowas war früher sicher tabu. Wir bemühen uns auch sehr, Momente nur für die Familie einzuräumen. Das machen wir beispielsweise jeden Tag bei unserem Mittagstisch.

Ein täglicher Mittagstisch für vier Generationen, sowas gelingt Ihnen?

Ernst: Ja, wir haben da unseren Stammtisch im Restaurant und hier treffen wir uns alle pünktlich zum Mittagessen. Zwei unserer Schwiegersöhne sind in der Landwirtschaft tätig, einer als Patissier im Hotel, die Kinder kommen aus der Betreuung oder dem Kindergarten und wir genießen jeden Tag diesen besonderen Moment für uns. Fast, als wäre es ein kleines Familienfest. Auch das wäre früher nicht anzudenken gewesen. Da stand die Arbeit an erster Stelle. Mein Vater sagt mir heute oft, dass er jetzt mehr Zeit mit seinen Urenkelkindern verbringt als damals mit den eigenen Kindern. In diesem Sinne haben wir als Familie sicherlich alle an Halt und vor allem an Lebensfreude dazugewonnen. Für mich ist es sehr wichtig, dass meine Enkelkinder das Hotel wie ein Zuhause empfinden. Zudem spüre ich auch, dass unsere Gäste dieses familiäre und natürliche Ambiente sehr schätzen. Es ist immer jemand von uns für sie da und der Gast wird in gewisser Hinsicht während seines Aufenthalts zu einem Teil der Großfamilie.

Aufeinander zählen zu können macht viele Entscheidungen leichter.

Drei Schwestern und zeitgleich drei junge Mütter. Besonders in dieser Branche leiden Frauen oft noch mehr unter der Herausforderung, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen. Wie gelingt Euch das im Familienteam Rieser?

Alexandra: Natürlich ist diese Doppelrolle teilweise schwierig. Alle berufstätigen Frauen wissen das. Ich glaube allerdings, dass wir in einem Familienbetrieb einige Vorteile haben, da wir uns gegenseitig auf recht flexible Art unterstützen können. Wir arbeiten alle nach keinem fixen Zeitplan, was anderswo auch nicht so einfach wäre. Ist mal hier ein Kind krank oder fällt dort ein Mitarbeiter aus, dann organisieren wir uns spontan und packen an, wo es gerade notwendig ist. Durch die Unterstützung eines Kindermädchens und der Oma wissen wir die Kinder in guten Händen. Zudem sind sie in unserer Nähe und jederzeit kann eine von uns Mamas nach den Sprösslingen sehen. Die Kinder genießen das Beisammensein sehr und haben dank der Gästekinder immer neue Spielkameraden im Haus.

Was suchen Eure Gäste neben der familiären Atmosphäre in einem Haus wie Eurem?

Patricia: Ich denke, dass der besondere Naturkontext zwischen See und Berg viele Gäste zu uns bringt. Die Pandemie hat gezeigt, dass Urlauber vermehrt nach Ruhe, Privatsphäre und vor allem Freiraum in der Natur suchen. Wir haben das große Glück, an diesem besonderen Fleckchen zu leben und dass uns die Natur eine Vielzahl von Möglichkeiten für ganz einzigartige Erlebnisse schenkt. Genau um diese Erlebnisse geht es, die heute für den Gast den Urlaubserfolg ausmachen.

Worin liegt Eurer Meinung nach die größte Challenge für langfristigen Erfolg in dieser Branche?

Alexandra: Ich glaube, dass Erfolg durch ehrliche Hingabe und Leidenschaft entsteht. Jobs in dieser Branche werden oft als negativ angesehen, da sie ungewöhnliche und belastende Arbeitszeiten mit sich bringen. Demotivierte Mitarbeiter verhelfen schwer zu Erfolg. Ich glaube, wir müssen die Vorzüge unserer Arbeit mehr in den Vordergrund stellen und den jungen Menschen wieder Lust auf eine Erfahrung in diesem Bereich machen. Ich sehe jeden Tag, wie erfüllend diese Aufgabe ist, wenn man sich mit Liebe den Menschen widmet. Wer diese Leidenschaft hat, findet in so einem Beruf eine sehr große Genugtuung. Ein familiengeführtes Unternehmen hat es sicherlich etwas einfacher, da einem diese Leidenschaft durch die Eltern schon in die Wiege gelegt wird.

Ernst: Neben dieser Mitarbeitermotivation, die für mich die Grundlage darstellt, gilt es zudem, immer am Ball zu bleiben, um ein Haus attraktiv zu halten. Wenn ich darauf zurückblicke, was mein Vater und Großvater alles hier im Hotel verändert haben, dann weiß ich, dass unser Umbauprojekt, das wir mit Ende des Jahres finalisieren, ein wichtiger Schritt für unser Streben nach langfristigem Erfolg ist.

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